Freitag, 22. Mai 2015

Muss mein Kind wirklich 24 Stunden am Tag essen?




Mit fast einem Jahr isst die Räubertochter 3 Hauptmahlzeiten am Tag und 1-2 Zwischenmahlzeiten. Zusätzlich stillen wir noch 2-3 täglich bzw nachts. 
Sie hat einen gesunden Appetit und der Kinderarzt ist vollauf zufrieden mit ihr.
Aber irgendwie, scheint es, als würde mein Kind immer hungrig aussehen.

Neulich auf einem Dorffest sprach uns eine Frau an, die wir flüchtig kennen: 
"Darf ich der Kleinen ein Stück von meiner Bratwurst abgeben?" 
Freundlich erklärten wir, das die Kleine grade gegessen und sicher noch keinen Hunger hat (abgesehen davon, halte ich Bratwurst mit Senf zur Zeit noch nicht für eine optimale Zwischenmahlzeit, aber wir wollen die Leute ja nicht vor den Kopf stoßen).
Kurze Zeit später
kommt besagte Dame wieder vorbei und sagt :
"Aber ein paar Pommes kann sie doch wohl schon essen, oder?"

Wenigstens hat sie gefragt, das geht nämlich auch anders:
Runder Geburtstag in der Familie, eine Verwandte spielt mit der Räubertochter, damit ich in Ruhe essen kann. Die Kleine hat gerade zu Mittag gegessen und ist pappsatt. 
Trotzdem bekommt sie sofort ein Stück Brot in die Hand gedrückt. 
Nach zwei Bissen wird es auf den Boden geschmissen. 
Aber die nette Dame gibt nicht auf: Vielleicht ein Stück Tomate? 
Schmeckt der Prinzessin aber offensichtlich auch nicht. 
Jetzt ist der Ehrgeiz geweckt: Ein Stück Gouda ist doch lecker. 
Und dann die Krönung, die mich dazu bringt einzuschreiten: 
saure Gurken. 
"Ähm, das ist lieb gemeint, aber ich möchte nicht, dass meine Tochter saure Gurken isst, ich finde die sind noch zu würzig."
Die Antwort kommt prompt, mit vorwurfsvollem Gesicht:
" Meine Kinder haben schon mit 7 Monaten saure Gurken gegessen!"
Gut. Soviel dazu.

Anderer Ort, andere Personen:
Mama isst ein Eis am Stiel und trinkt einen Kaffee dazu, die Prinzessin isst mit sichtlichem Appetit eine Reiswaffel und trinkt Wasser. 
Ab und zu schaut sie, was Mama macht, oder gibt einen kurzen Kommentar ab (heh, jaja, deidei).
Eine Bemerkung der Gastgeberin lässt nicht lange auf sich warten: 
"Ach du armes Mäuschen, die Mama isst Eis und du musst diese staubtrockene Waffel essen. 
Komm ich geb dir auch ein Eis."
Während ich erkläre, dass meine Tochter noch keine Süßigkeiten isst, werde ich unterbrochen und bekomme eine Packung Milchcreme gefüllte Kekse hingehalten:
"Dann gib ihr doch wenigstens ein Plätzchen!"
Glücklicherweise nimmt mir die Räubertochter die Antwort ab, sie ist mittlerweile fertig mit ihrer Reiswaffel und möchte spielen.

Es ist immer wieder unterhaltsam, wie viele Menschen sich mit der Ernährung unserer Tochter beschäftigen. 
Da wird der Pastinake-Kartoffel-Fleisch-Brei kritisch beäugt und kommentiert :
"Das wollte ICH nicht essen." , die Prinzessin wird sogar bemitleidet, dass sie sich mit solch langweiligem Essen abgeben muss, dass nicht einmal richtig gewürzt ist. Bei jeder Gelegenheit wird der Kleinen Essen zugesteckt und wenn sie es,weil sie satt ist auf den Boden wirft, oder damit spielt, wird es ihr wieder weg genommen und vorwurfsvoll gesagt: "Gespielt wird nicht, dann bist du satt."(genauso ist es!)

Liebe Mitmenschen, 
es freut mich, dass ihr euch mit meinem Kind beschäftigt und ihr Wohlergehen euch am Herzen liegt. Ich erkläre euch gerne, was mir bei der Ernährung meiner Tochter wichtig ist und warum. 
Wir können auch darüber diskutieren und vielleicht kann ich sogar noch etwas von euch lernen.
Aber behandelt unser Kind nicht als ob es ein armes hungriges, bemitleidenswertes Geschöpf wäre und steckt ihr bitte, bitte nicht andauernd etwas zu essen zu. 
Es ist nicht zwangsläufig ein Zeichen für Hunger , wenn mein Kind sich für mein Essen interessiert. Würde ich rauchen (was ich nicht tue!), würde sie sich sicher auch dafür interessieren und wer würde schon sagen:
"Gib dem Kind mal eine Zigarette"  ?!? 
Und wenn ihr euch so gerne mit der Prinzessin beschäftigt, dann schaut ihr doch mal beim Essen zu und vielleicht seht ihr dann, wie ich eben, ein kleines Mädchen, das lächelnd sein Frühstück genießt, in einer Hand ein Stück Brötchen  in der anderen Hand ein Stück Banane,abwechselnd abbeißt,
dabei ab und zu "njamnjamnjam" sagt und vollauf zufrieden scheint.

In diesem Sinne,
Guten Appetit!

Kati


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